1618 wurde im Kloster St. Lazarus in Seedorf gebaut. Ein kleiner Rückblick in die 400 Jahre. Wer das Kloster Seedorf besucht, sieht bei der Pforte im inneren Eingang oben an der Türeinfassung die Jahreszahl 1618. Was gab Anlass zu diesem Datum vor genau 400 Jahren?

Im Band „Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Seegemeinden“, findet sich dazu die kurze Anmerkung: Noch erhaltenes Ausstattungsobjekt des abgebrochenen Klosters: Türeinfassung des Erweiterungsbaues (Zellenhaus). Sandstein, gefasst. Im Sturz die Bezeichnung: 1618, darüber Christuszeichen. Möglicherweise handelt es sich um die ehemalige Erdgeschoss-Aussenmauer. Ohne Bauuntersuchung nicht zu klären. Aus der Klostergeschichte weiss man, dass 1526 die letzte Lazariter-Schwester an der Pest gestorben ist. Ein erster Versuch einer Neubesiedlung im Jahr 1542 misslang wegen völlig „heruntergekommenen Zustands von Gebäuden und Gütern“. Um 1559 wünschten führende Persönlichkeiten von Uri eine Neubesiedlung vorab im Hinblick auf die Töchter der Oberschicht, die hier lesen, schreiben und nähen lernen könnten. Ledigbleibende liessen sich zudem in einem heimischen Kloster versorgen. Für dieses Vorhaben holten sie Benediktinerinnen aus den Kloster Santa Maria in Claro, etwas oberhalb von Bellinzona. Die Neugründung wurde mit allen Rechten des Lazariterhauses versehen und von Papst Pius lV bestätigt.

Auch nachdem sich die Klosterneugründung als tragfähig erwiesen hatte und seit 1583 vorab mit Urner Töchtern besiedelt war, fehlten die Mittel für grössere bauliche Verbesserungen. Bis dahin wurden die beiden kleinen Gebäude der Lazariter vergrössert und umgebaut und nur die notwendigsten Säuberungs- und Instandhaltungsmassnahmen getroffen. 1580/81 erfolgte durch das Land Uri ein Ausbau der Klostergebäude, wohl auch Einrichtung eines Refektoriums und eines Kapitelzimmers. Der Rat von Uri gab den Auftrag, zu bauen und den Klosterfrauen auch sonst beizustehen. Weil sich die Klostergemeinschaft immer noch am Rande des Existenzminimums bewegte, gab es vorläufig keine weiteren Bauauflagen.

1615 wurde anlässlich der Visitation festgehalten, dass die Gebäude nicht die Form eines benediktinischen Klosters hätten. Dies solle erreicht werden mit Hilfe von Wohltätern. So erhielten im Jahr 1618 die Schwestern vom Abt des Klosters Muri einen „Steuerbrief“, mit dem sie Gelder für die Erweiterung ihres Klosters sammeln durften. Die Erweiterung wurde noch im selben Jahr getätigt. Baudatum 1618 über dem inneren Klostereingang. Offenbar entstand ein Verbindungsbau zwischen den einstigen Lazariterbauten. Dort gab es im Obergeschoss bereits Zellen, die nun von den Schwestern benützt werden konnten. Neben dem Kircheneingang befand sich das Lazariterspital, Neu entstanden die Pforte mit Portenstube, Redzimmer und auch der Kapitelsaal und die Äbtissinnenstube. Im ersten Obergeschoss lagen gegen die Strasse die Konventstube, sowie ein langer Gang und rückseits die Küche.

1618 war das zweistöckige Zellenhaus bewohnbar. Um 1635 umfassten die Klosterräumlichkeiten Kapitelhaus, Stube der Äbtissin, Stube der Priorin, Gaststübli, Krankenstube, Refektorium und Küche, Weinstube, Schlafhaus mit den Zellen, Schlafsaal der Kosttöchter, Speisekammer, Fleischkammer, Weinkeller und Milch- oder Käsekeller. Der Konvent bestand aus acht Chorfrauen und einer Laienschwester. Die Äbtissin zog zur Wiederherstellung des „bresthaften Klosters“ kontinuierlich Handwerker zu. Ein Visitationsbericht von 1661 vermerkt, dass die unzulänglichen Gebäude zunehmend reparaturbedürftig wurden und die Zahl der Klosterfrauen sich mehrte. Deshalb schritt man 1682 zu einem Neubau. Ende 1684 stand der Ostflügel mit den beiden Eckbauten im Rohbau.

Ein Jahr später, 1685, wurde der Nordflügel des alten Klösterleins niedergelegt und mit dem Neubau des Nordflügels begonnen. Wegen völliger Erschöpfung der Geldmittel konnte der Klosterneubau erst im Jahr 1721 weitergeführt werden mit dem Bau des Westflügels. Die inneren Arbeiten waren 1724 fertig. Zeitgleich mit dem Neubau des Klostergebäudes wurde das baufällige und zu kleine „Kirchlein“ abgerissen und 1695 durch einen prächtigen Neubau ersetzt. Am 31. Oktober 1700 fand die feierliche Einweihung der Barockkirche statt mit zahlreichen weltlichen und kirchlichen Würdenträgern. Wir sind sehr dankbar und auch stolz, dass die damaligen Menschen den Mut hatten, ein so grosses und schönes Gebäude zu erstellen, mitsamt der einzigschönen Barockkirche. Möge das Kloster weiterhin mit dem Gebet und Dasein der Schwestern ein grosser Segen bleiben für Land und Volk.