Die Glocken im Kloster St. Lazarus in Seedorf

                            gloecklein.jpg - 506.30 KB

Ein Beitrag zur Inventarisation von Kulturgütern

1. Die Kirchenglocken

Die Gründung des Klosters erfolgte Im späten 12. Jahrhundert durch die Lazariter. Im anfänglichen Doppelkloster lebten Brüder und Schwestern. Auch ein kleines Kirchlein gehörte dazu. Glocken werden nicht erwähnt.
Hingegen steht in einer Chronik, dass im 14. Jh. Reste einer geschmolzenen Glocke gefunden wurden, vermutlich von einem Brand.
1559 übernahmen Benediktinerinnen das Klösterlein, das in einem armseligen Zustand war. Bezeugt ist eine weitere Einweihung eines Kirchleins im Jahr 1599 und die Anschaffung einer kleinen Glocke im Jahr 1609. Eine grössere Glocke konnte 1618 angeschafft werden weil inzwischen mehrere begüterte Urnerinnen ins Kloster eintraten.
1636 drohte der gänzlich verfaulte Glockenturm auf das Kirchendach zu fallen. So wurde er um zwei Klafter (ca. 3.80 m) höher gemauert und mit einer Kuppel gedeckt.
Von einer weiteren Glocke wird erst im Jahr 1901 berichtet. Sie wurde in Aarau von der Glockengiesserei Rüetschi gegossen.
1918 musste die alte gesprungene Glocke aus dem Jahr 1618 durch eine neue ersetzt werden. Und eine weitere Glocke wurde im Jahr 1931 angeschafft.
Die drei Glocken im östlichen Nebentürmchen heissen:
Die Kleinste ist die Gewitterglocke, bezeichnet mit Ave Maria gratia plena Dominus tecum von 1901.
Die Mittlere: St. Lazare, M. Magdalena et Marta ora pro nobis. 1931.
Die Grösste: Me resonante pia Popule sucurre Maria, 1918.
Alle aus der Glockengiesserei Rüetschi, Aarau.
Bis zur Kirchenrenovation im Jahr 1966 wurden die drei Glocken von Hand betätigt. So brauchte es für Festtage drei Schwestern zum Läuten. Das regelmässige, ruhige Ziehen des Lederstranges verlangte einiges an Übung. So bemerkten manchmal die Altdorfer Kapuzinerinnen. „Oh, in Seedorf muss wieder eine Kandidatin eingetroffen sein, man merkt es am Läuten!“. Die älteren Mitschwestern legten grossen Wert auf pünktliches und richtiges Läuten.
Seit 1966 wurden die Glocken elektrisch bedient. Die aufwändige Läutordnung wurde aber beibehalten. Hier einige Beispiele:
Wisiläuten (eine halbe Stunde vor Messbeginn, Dauer 4 Minuten ) sonntags grosse , werktags kleine Glocke.
Für die Hl. Messe: 7 Minuten vor Beginn zusammenläuten: Am Sonntag und an Festtagen mit allen 3 Glocken zusammen, an Werktagen kleine und mittlere Glocke.
Für das Mittagsgebet: 10.50 Uhr mit der kleinen Glocke 5 Minuten lang die Schwestern zur nächsten Gebetszeit rufen, die um 11.00 Uhr beginnt mit dem Angelus-Läuten, sonntags mit der grossen, werktags mit der mittleren  Glocke.
Zur Vesper am Sonntag: 16.30 Uhr sog. „Feierabendläuten“: 2. Min. kleine, 2 Min. mittlere und 2 Min. grosse Glocke, dann 4 Min. kleine und grosse Glocke zusammen.
Vesper an Festtagen 17.00 Uhr: 2. Min. mittlere und grosse, 2 Min. kleine, 2 Min. mittlere Glocke, dann 4 Min. mittlere  und grosse Glocke zusammen.
Vesper an Hochfesten 17.00 Uhr: auch vor 1. Advent – und 1. Fastenso.: 3 Min. alle zusammen, dann jede 1 Min. allein, zuletzt alle 3 Glocken zusammen.
Vesper an Werktagen: 17.05 Uhr: 5 Min. kleine Glocke.
Komplet 19.38 Uhr: 5 Min. kleine Glocke zum sich Sammeln. 19.45 Uhr Angelusläuten mit mittlerer, an Festtagen mit grosser Glocke.

Im Dezember 2012 erfolgte die Einrichtung eines elektronischen Läutwerkes durch die Firma Muff Kirchturmtechnik in Triengen. Dies zur Entlastung der Schwestern. Allerdings muss vorgängig die gewünschte Läuteordung für ein ganzes Jahr eingegeben werden. Eine grosse und sehr exakte Arbeit, wobei die veränderlichen Festtage ein grosses Problem bedeuten. Nun funktioniert alles ohne jedes Dazutun. Kurzfristige Änderungswünsche können jederzeit selber vorgenommen werden.
Für die Programmierung gibt es mehrere Einstellungen, z.B. Glocken direkt starten mit 6 vorgegeben Glockenmotiven oder Kurz- und Spezialprogramme wählen. Diese sind auch mit USB oder Handy zu bedienen. Der Programmierer meinte einmal schmunzelnd, unsere Läuteordnung sei die zweitkomplizierteste, die er kenne. Hauptsache: Wir sind zufrieden.
Die ganze Anlage kostete rund Fr. 12‘000.-
Zur Wandlung in der Eucharistiefeier wird die grosse Glocke von Hand betätigt.
Gewitterglocke: Bei einem Gewitter wird sofort die kleinste Glocke eingeschaltet. Sie soll das Gebet um Segen und Verschonung vor Unheil unterstützen. Des Nachts stehen meistens Schwestern auf um zu läuten und zu beten. Auch eine Kerze wird dabei angezündet.
Endläuten: Wenn eine Schwester gestorben ist, künden dies die Glocken am nächsten Morgen an. Um 9.00 Uhr beginnt das Endläuten mit der kleinen Glocke1 Minute lang. Dann kommt die mittlere für 1 Minute dazu und noch die grosse dazu für1 Minute. Nach etwa 40 Sekunden Pause wird alles 2 mal wiederholt. Endläuten für eine Äbtissin: Die Reihenfolge der Glocken ist umgekehrt: grosse, mittlere, kleine Glocke. Alles andere wie oben.

2. Konventglöcklein
Im Refektorium kann man diese kleine Glocke mit einer Kordel betätigen. Das zierliche Glöcklein hängt im Innenhof an der westlichen Klosterseite.
Mit diesem Glöcklein wird zum Essen gerufen.
Auch werden damit die Schwestern intern benachrichtigt, wenn zum Beispiel unangemeldeter höherer Besuch eingetroffen ist.
Ebenfalls ruft dieses Glöcklein zum Gebet ans Sterbebett einer Mitschwester.

Alle diese Glocken schweigen ab dem Abendmahlsgottesdienst am Hohen Donnerstag bis zum Gloria im Auferstehungsgottesdienst am Karsamstagabend. Sie werden ersetzt durch das Raffeln.

3. Wetterglöcklein
Es ist ein spezielles Glöcklein, an einer kleinen Tafel angehängt, eine Art Klosterarbeit, Grösse 14 x 9 cm.
Auf dem Mantel des gegossenen Glöckleins mit der Jahrzahl 1679 erkennt man die Muttergottes von Einsiedeln, auf der Rückseite Jesus am Kreuz, daneben Maria, Johannes und Benedikt.
Das Wetterglöcklein soll eingesetzt werden gegen Ungewitter, Unholden und böse Geister, wie auch für Gebärende, Sterbende, Kranke und Betrübte. Es sei berührt worden mit dem Einsiedler Wunderbild. So kann man es auf dem Täfelchen lesen in deutscher, französischer und italienischer Sprache.

 4. Äussere Pfortenglocke
Diese kleine zierliche Glocke hängt in einer Mauereinbuchtung an der Ostseite des Innenhofes .Mit Ihr werden zugleich zwei kleinere Glöcklein aktiviert. Diese hängen im Gang bei der inneren Pfortentüre. Bei zweimaligem Läuten wurde die Pförtnerin verlangt. Dreimaliges Läuten kündete der Krankenschwester die Ankunft des gerufenen Arztes.
Wenn ein Besucher draussen vor der Pfortentüre am Strang zieht, weiss die Pfortenschwester, dass jemand ein Anliegen hat, sei es die Bitte um das Gebet in grosser Sorge, vielleicht wird ein seelsorgerisches Gespräch gewünscht oder es erfolgt der Besuch bei einer bekannten Schwester.
Seit kurzem ist der Glockenstrang mit dem Funktelefon und weiter mit dem Handy der Pförtnerin verbunden. So kann sich die Pfortenschwester freier bewegen innerhalb des Klosters, wenn sie nicht beansprucht wird.

5. Innere Pfortenglocke
Sie befindet sich ebenfalls in der Nähe der Pforte im ersten Stock des Treppenhauses.
Sie diente zum Abrufen einzelner Schwestern. Bei einmaligem, kurzem Läuten wurde die Äbtissin gesucht. Einmal lang galt für die Priorin, zweimal kurz für die Gästeschwester, dreimal kurz für die Büroschwester und viermal  für die Schulleitung.
Wenn viel „Betrieb“ herrschte, wurde die klösterliche Stille arg strapaziert.
So wurde der Einsatz von PSA-Geräten (Personensuchanlage) nötig für die am meisten verlangten Schwestern. Das war um das Jahr 2000.
Nach einigen Jahren verlangte die sich rasch entwickelnde Technik funktionstüchtigere Geräte. Es kamen interne Handy zum Einsatz. Und bereits im Jahr 2014 mussten diese ausgetauscht werden mit Funktelefon, bezw. Handy für alle noch aktiven Schwestern.

6. Spiritualenglöcklein
Vor der Wohnung unseres Pater Spirituals hängt an der Wand eine kleine Glocke. Früher meldete man sich mit ihr für ein Gespräch oder sonst ein Anliegen. Heute wird angeklopft.