Unterirdische Gänge

Unterirdische Gänge verbanden nach der Sage die Burg Attinghausen mit dem Wohnturm im Schweinsberg und diesen mit dem Kloster in Seedorf, letzteres wiederum mit dem Schlösslein Apro in Seedorf, von wo sich ein unterirdischer Gang durch die ganze Talebene bis zum Schlösschen Rudenz in Flüelen und zum dortigen ehemaligen Gasthaus zum Ochsen hingezogen habe. Nach Andern führte der unterirdische Gang vom Kloster unmittelbar nach Flüelen.

Geistermessen im Kloster Seedorf

Als einst eine Klosterfrau oder eine Klostermagd in den Sodbrunnen neben der Klosterkirche hinunterfiel, soll sie drunten einen Priester gesehen haben, der an einem Altar die heilige Messe las, und auf dem Altar haben zwei Kerzen gebrannt.

In Kriegszeiten haben die Klosterinsassen auch einmal in einem unterirdischen Raume die Monstranz mit dem Hochwürdigsten versteckt, und zwei Klosterfrauen hielten dabei Anbetung.
Noch jetzt sollen 6 Kerzen vor demselben brennen und die zwei Klosterfrauen betend die Ehrenwache halten, wie an jenem Tage. Aber den Raum findet doch niemand.
Paulina Brücker-Zwyssig; Nikolaus Albert u. a.

Ja, unter dem Kloster Seedorf ist eine unterirdische Kapelle; da am Altar steht ein Priester, und da bleibt er und der Ministrant auch. Würde man vom Schloss Apro durch den unterirdischen Gang gegen das Kloster hinauf gehen, so würde man zu dieser Kapelle kommen.
Karl Gisler.

Der Schatz des Klosters Seedorf

Zu Kriegszeiten habe einmal das alte Kloster auch die Monstranz und andere kostbare Sachen verborgen. Jahrhunderte später haben die Benediktinerinnen, die auf die Lazariter folgten, davon vernommen und zwar aus alten Büchern. Darinnen soll gestanden haben, der Schatz sei unter der „alten Stiege“ versteckt. Aber wo mag wohl diese alte Stiege zu suchen sein? Item, die Klosterfrauen schickten ihren Knecht, Michel Wälti, zu graben. Er grub in einem Kellerraum, aber die Geister liessen ihm keine Ruhe und pressten ihm manchen Schweisstropfen aus. Endlich offenbarten sie ihm, dass die gesuchten Kostbarkeiten zum Vorschein kommen werden, wenn das Kloster am Ärmsten sein werde.

Gespenstige Reiter

Zur Zeit, da das Kloster in Seedorf verlassen (ca. 1518 bis 1560) und die Gegend auch sonst wenig bewohnt war, hat man oft Ritter gesehen, die auf feurigen Rossen aus dem Balankatobel hervorsprengten gegen das Kloster zu und dort wieder umkehrten oder verschwanden.

Sie hatten keine Köpfe und aus ihren Hälsen loderten Feuerflammen in die Höhe.
Auch von der Reuss her kamen sie auf gleiche Weise herbeigesprengt. Das waren die verurteilten Seelen untreuer Klostervögte und gewalttätiger Menschen, die das Gotteshaus bestohlen und unterdrückt hatten.
Karl Zgraggen; Nikolaus Albert.

Der Spuk im Herrenzwy

Herrenzwy (Heeräzwy), in alten Urkunden „Heroltz-wisen“, „Höretzwyß“, „Heriswis“ und „Herrizberg“ genannt, eine ungemein lieblich gelegene, ganz von Wald umsäumte Bergwiese in der Gemeinde Attinghausen, diente in frühern Zeiten wie das Eggäbergli ob Bürglen als Wacht- und Signalposten zu Kriegszeiten, nach der Erinnerung des 82jährigen Pächters, Karl Zgraggen, zum letzten Mal noch im Sonderbundskrieg. Geuau bezeichnet war es das Hausgaden-Egg.
Seit mehr als 100 Jahren ist es Eigentum des Frauenklosters in Seedorf und wird von diesem in Pacht gegeben.
Ob es ganz zufällig ist, dass es droben jeweilen, wenn die Pachtzeit ihrem Ende entgegenging, ganz besonders unghyrig wurde?

Also im Herrenzwy, da spukte es ganz bedenklich. Im Stalle fand man häufig zwei Kühe in eine und dieselbe Kette zusammengebunden und nur durch Zaubersprüche, gesegnete Haselzwicke oder mit dem „Kreuzstreich“ konnte der Bann gelöst werden. Eines Morgens wollte der alte Pächter das Vieh loslassen, um es zur Tränke zu führen. Kaum hatte er die erste Kuh, den Fleck, abgebunden, so schlüpften auf einmal alle übrigen miteinander zugleich aus der Kette und stürzten brüllend dem Ausgange zu.

Auch fand man beinahe immer, wenn man in den Gaden ging, dass irgendeine der Kühe nicht angebunden war. „lberhäupt a dä Chettänä het’s immer eppis z’schaffä g’ha.“ Leute, die im Hause schliefen, sahen um Mitternacht eine merkwürdig gekleidete, verschleierte Gestalt herbeikommen, die sich, ihr Haupt auf den Bettrand stützend, neben ein Bett oder zu Füssen desselben niederkniete.

Einmal betrat eine unsichtbare Person nachts das Bergbaus, kam an die Stüblitüre, klopfte an, trat ein, schlüpfte unter das Bett und hob dasselbe mitsamt dem darin schlafenden Pächter in die Höhe bis dicht unter die Oberdiele.
Ein anderes Mal wurde derselbe Pächter, als er im Obergaden beschäftigt war, von einem Geiste dreimal mit seinem Namen „Kari“ angerufen. Warum es da so furchtbar geisterte?

Jedenfalls haben vor Zeiten ungetreue Knechte arg gehaust und ihren Dienstherrn, das arme Klösterlein, geschädigt.
Man will z. B. wissen, dass sie einst beim Ausmännen von Dünger einen schönen Stier entrinnen und in sträflicher Nachlässigkeit haben zu Grunde gehen lassen.
Seit vielleicht einem Jahrzehnt oder mehr hat es aber gebessert.
Franz und Karl Zgraggen; David Imhof; Joder Bissig

Die Geschichten stammen aus der Sammlung „Sagen aus Uri“ des Spitalpfarrers Josef Müller.